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Freitag beim Hurricane Festival 2024 – Unsere Highlights

Dominik FiolkaDominik Fiolka, 22.06.2024

Dominik Fiolka

Dominik Fiolka
22.06.2024

Der Eichenring in Scheeßel verwandelte sich erneut in einen pulsierenden Veranstaltungsort, denn es war wieder Zeit für das Hurricane Festival. Bereits seit Donnerstag herrschte auf den Zeltplätzen und Straßen in der Lüneburger Heide reges Treiben. Nach einer sonnigen und warmen Woche freuten sich die Camper und Musikfans auf das angekündigte Wochenendwetter mit Temperaturen um die 25 Grad und vor allem auf regenfreie Tage. Schon am Donnerstagabend startete das Aufwärmprogramm im Zelt auf der sogenannten Wild Coast Stage, wo unter anderem Itchy, Drei Meter Feldweg, Moop Mama und weitere Künstler das Publikum begeisterten. Der Veranstalter bot den rund 78.000 Besuchern bei dem dreitägigen Open Air Festival musikalischen Hochgenuss mit über 100 Künstlern verschiedener Musikgenres, die ein abwechslungsreiches Programm auf vier verschiedenen Bühnen präsentierten. Die Namen und Farbkombinationen der Bühnen blieben auch in diesem Jahr bestehen und fügten sich perfekt in das harmonische Wald-und-Wiesen-Gesamtkonzept ein. Die Forest Stage blieb grün, die River Stage blau, die Mountain Stage rot und die Wild Coast Stage im großen Zelt weiß.

Am frühen Freitagnachmittag begann das Hurricane 2024 planmäßig, jedoch ließ das Wetter etwas zu wünschen übrig. Mehrere kräftige Regenschauer sorgten dafür, dass Gummistiefel und Regenponchos zum Outfit des Tages wurden. Die ersten Festivalbesucher trudelten gemächlich auf dem Gelände ein. Für alle, die direkt mit guter Musik in den Tag starten wollten, bot das Hurricane Festival 2024 ein hochkarätiges Line-up und sorgte damit für einen gelungenen Auftakt. Den Freitag eröffnete das #Hurricaneswimteam um 15:00 Uhr traditionell auf der Forest Stage, gefolgt von Frank Carter und seinen Rattlesnakes um 16:00 Uhr an gleicher Stelle. Auf der River Stage machten sich The Reytones bereit, während zur gleichen Zeit auf der Wild Coast Stage Ritter Lean loslegte. Weitere Auftritte an diesem Tag kamen von Künstlern wie Kontra K, The National, Silverstein, Fontaines D.C. und vielen mehr. Am späten Abend standen dann zwei große Acts in den Startlöchern: Ayliva und der Mega-Tages-Headliner und Frauenschwarm Ed Sheeran auf der Hauptbühne.

The Reytons

Das Festival startete für uns mit „The Reytons“ bei typisch norddeutschem Wetter. Die vier Jungs aus Doncaster wussten die Early-Birds vor der Riverstage zu begeistern. Der anfänglich so spärlich besetzte Wellenbrecher füllte sich von Song zu Song mehr mit einem Fashion-Meer aus Regencapes, Friesennerzen und Gummistiefeln.

Frank Carter and the Rattlesnakes

Gleich zum Tagesstart war es Zeit für den Punkrocker, die Forest Stage aufzumischen. Die Punkrock-Achterbahnfahrt begann direkt und ohne Umschweife. Die Rattlesnakes flitzten auf die Bühne, kurz darauf folgte Carter. Mit einem diabolischen Blick in Richtung Publikum wurde der Sound volle Kanne aufgedreht und kurz darauf herrschte absolute Eskalation! Auf der Bühne, vor der Bühne – alles schob nach vorne, die Grenze zwischen Musikern und Musikbegeisterten verschwamm. Frank Carter kam seinen Fans wirklich nahe, es gab keine Hemmschwelle. Der Sänger surfte auf den Köpfen des Publikums, badete förmlich in der Menge – sofort entstand eine Einheit. Jeder Besucher fühlte sich als Teil der Show. Der tätowierte Rocker und seine Rattlesnakes gaben alles. Song für Song aus den Alben „Blossom“, „Modern Ruin“ und dem damals neuesten Werk „End of Suffering“ peitschten sie die Zuschauer aus. Wut, Trauer, Freude – alles entlud sich in den mehr als klaren Lyrics und den zornigen Riffs. Mit schier grenzenlosem Körpereinsatz präsentierten die Briten eine brachiale Punk-Performance. Frank Carter und seine Rattlesnakes haben seither nicht aufgehört, die Punkrock-Szene zu dominieren. Mit ihrem aktuellen Album „Sticky“ haben sie erneut Maßstäbe gesetzt und sich einen Platz in den Top 10 der UK-Charts gesichert. Die kritischen und intensiven Songs des Albums spiegeln Carters ungebrochenen Punk-Geist wider und haben sowohl Fans als auch Kritiker begeistert. Dieser energiegeladene Live-Auftritt war wieder einmal legendär und bestätigte, dass Frank Carter ein unverzichtbarer Name im modernen Punkrock ist.

Boston Manor + Ski Aggu

Am Freitagabend brachten Boston Manor die Mountain Stage beim Hurricane Festival zum Beben. Die britische Band, bekannt für ihren intensiven Mix aus Emo, Punk und Alternative Rock, lieferte eine mitreißende Show ab. Mit Hits wie „Halo“ und „Laika“ zeigten sie, warum sie zu den aufstrebenden Stars der Szene gehören. Frontmann Henry Cox überzeugte mit seiner kraftvollen Stimme und einer energiegeladenen Performance, die das Publikum begeisterte. Dieses Konzert war ein Highlight des Festivals, das die Fans mit seiner Mischung aus emotionaler Tiefe und roher Energie in seinen Bann zog.

Nicht aus den Alpener Skigebieten, sondern aus der deutschen Hauptstadt Berlin kam der nächste Künstler auf die River Stage. Warum der deutsche Rapper und Musiker das diesjährige Hurricane so früh bespielt? Keine Frage, Ski Aggu kreierte mit seiner Coverversion von Otto Waalkes‘ „Friesenjung“ wohl den Ohrwurm des letzten Sommers und war auf alles Festivals dort ein Publikumsmagnet. Der wortgewandte 27-Jährige – immer auf der Suche nach neuen Beats und inspirierenden Geschichten – zeigte neben guter Laune, eine authentische und energiegeladene Performance. Seine Songs und Texte klangen wie ein Soundtrack zum urbanen Leben und hallten an diesem Tag noch lange über das Eichenring-Gelände.

Me First and the Gimme Gimmes

Me First and the Gimme Gimmes, bekannt für ihre Punk-Coverversionen bekannter Hits und die stets wechselnde Besetzung mit Punk-Urgesteinen, spielten vor einem zahlreich erschienenen Publikum, das trotz des wechselhaften Wetters zahlreich erschienen war. Die Auswahl an Coversongs sorgte für einige Mitsing-Momente, und Frontmann Spike Slawson wusste durch seinen extravaganten Auftritt, einige deutsche Textpassagen und teils überspitzt aggressive Ansagen zu begeistern. Insgesamt boten Me First and the Gimme Gimmes eine unterhaltsame Alternative für all die Fans, die mit Ski-Aggu, der parallel spielte, nicht so viel anzufangen wussten.

The Gaslight Anthem

The Gaslight Anthem brachten beim Hurricane Festival die Forest Stage zum Beben und lieferten eine Show ab, die lange in Erinnerung bleiben wird. Die amerikanische Rockband, bestehend aus Brian Fallon (Gesang, Gitarre), Alex Rosamilia (Gitarre), Alex Levine (Bass) und Benny Horowitz (Schlagzeug), ist bekannt für ihren markanten Stil, der Einflüsse aus Punk, Rock und Heartland Rock vereint. Mit kraftvollen Hymnen wie „The ’59 Sound“ und „Great Expectations“ begeisterten sie das Publikum und zeigten ihre einzigartige Fähigkeit, nostalgische Melodien mit energiegeladenen Performances zu verbinden. Seit ihrem Durchbruch im Jahr 2008 mit dem Album „The ’59 Sound“ haben The Gaslight Anthem internationale Erfolge gefeiert und eine treue Fangemeinde aufgebaut. Besonders beeindruckend war Brian Fallons charismatische Bühnenpräsenz und seine Fähigkeit, das Publikum mit jeder Note zu fesseln. Die Mischung aus intensiven Gitarrenriffs und emotionalen Texten sorgte für eine mitreißende Atmosphäre, die jeden Anwesenden in ihren Bann zog.

Fontaines D.C. + Idles

Am Freitagabend brachten Fontaines D.C. die River Stage zum Beben und begeisterten das Publikum mit ihrer energiegeladenen Performance. Die irische Post-Punk-Band, bestehend aus Grian Chatten (Gesang), Carlos O’Connell (Gitarre), Conor Curley (Gitarre), Conor Deegan III (Bass) und Tom Coll (Schlagzeug), ist bekannt für ihren düsteren, intensiven Sound und tiefgründige Texte. Mit Songs wie „Boys in the Better Land“ und „Televised Mind“ zeigten sie, warum sie als eine der aufregendsten Bands der letzten Jahre gelten. Ihr Stil, der Einflüsse von Punk, Rock und traditionellen irischen Melodien vereint, hat ihnen weltweit Anerkennung und eine treue Fangemeinde eingebracht. Besonders beeindruckend war Grian Chattens charismatische Bühnenpräsenz und seine Fähigkeit, das Publikum mit jeder Zeile in den Bann zu ziehen. Seit ihrem Durchbruch mit dem Debütalbum „Dogrel“ haben Fontaines D.C. mehrere prestigeträchtige Preise gewonnen, darunter den Choice Music Prize.

Frontmann Joe Talbot begrüßte das Publikum vor der Forest Stage: „Are you ready to collide? Are you readytolook after each other?“ Diese Sätze spiegelten die Essenz der Band wieder: Immer voll auf die Fresse, aber bitte mit ganz viel Rücksichtnahme und noch viel mehr Herz. Mit Songs aus ihrem aktuellen Album „Tangk“ aus Februar 2024 – die live ja noch nicht vorher gespielt werden konnten – und Hits der vier Vorgänger-Alben, gab es jetzt direkt einige Brecher auf die Ohren. Während der Pandemie hatten die Idles einen unfassbaren Output und haben gleich zwei Alben veröffentlicht, die ihre Fanbase wachsen ließ. Jetzt legten sie in diesem Jahr gleich nach. Die Working-Class-Truppe aus Bristol, England hat in den letzten Jahren so ziemlich alles richtig gemacht: Streaming-Konzert in den Abbey Road-Studios, phänomenal gute Platten produziert und sich damit weit nach oben in die Line-Ups der Festivalwelt katapultiert. Idles ließen kaum einen Hit für ihre Fans aus, die sich dafür mit viel Körpereinsatz und Textsicherheit revanchierten.

The Kooks

Fans von The Kooks mussten wetterfest sein, denn pünktlich zum Auftritt zog eine Unwetter-Front auf und brachte ordentlich Regen mit. Leider ließ das Unwetter den Auftritt schließlich ins Wasser fallen.

The National + Ayliva

Ein paar Herren zogen nach New York, nannten sich The National und lieferten ein selbstbetiteltes Debütalbum im (zumindest für die USA) schicksalshaften Jahr 2001 ab. Irgendwo im folk- und americana-Bereich ist ihr Sound angesiedelt, drückt und sprengt aber nach außen vielleicht etwas ähnlich wie Nick Cave oder Tom Waits. Sänger und Frontmann Matt Beringer setzte bei seinem Auftritt auf der Forest Stage gekonnt seine kräftige Stimmlage ein, irgendwo zwischen sonorem Bariton und krächzendem Geheule. Seit über 20 Jahren spielen The National schon ihren düsteren, atmosphärischen Rocksound. Gleich zwei neue Alben veröffentlichte die Band in 2023 mit „First Two Pages of Frankenstein“ und „Laugh Track“, die in dieser Saison dann auch endlich live gehör finden konnten. Dass The National packende Texte können, haben sie oft genug bewiesen und die knurrige Stimme von Matt Berninger schien ja auch wie gemacht für mitreißende Ansagen.

Die deutsche Singer-Songwriterin Ayliva mit türkischen Wurzeln hat schon in der Kindheit begonnen, das Musizieren zu erlernen und spielte Gitarre, Keyboard und Geige. Bereits mit 10 Jahren schrieb sie ihre ersten Songs. Mittlerweile Anfang 20, hat die Musikerin im Jahr 2020 erste Gesangshörproben in den sozialen Medien veröffentlicht. Ihre musikalische Reise hatte daher nicht erst mit dem ersten Album „Weißes Herz“ aus 2022 begonnen, fand aber damit noch deutlich mehr Gehör und Aufmerksamkeit. Mit dem Album „Schwarzes Herz“ legte sie in 2023 nach. Diese beiden Alben bildeten auch die Grundlage für die Hurricane-Show, in der sich die Entwicklung und das künstlerische Wachstum der Künstlerin eindrucksvoll widerspiegelten. Was man an Ayliva besonders bemerkte, war ihre außergewöhnliche Fähigkeit, mit ihren Texten und ihrer Musik die Emotionen im Publikum zu wecken. In ihren Liedern verbanden sich persönliche Geschichten und universelle Themen wie Liebe, Verlust, Verletzlichkeit und Hoffnung auf eine Art und Weise, die jeden vor der Bühne erreichte. Mit einer warmen und einladenden Bühnenpräsenz sowie der gefühlvollen Stimme, begleitet von Gitarrenklängen, Streichern und anderen Instrumenten, vermittelte sie das Gefühl, als würde sie ihre Geschichten und Gedanken mit engen Freunden teilen.

Aufgrund von Foto-Restriktionen war es uns leider nicht möglich, Ayliva beim Hurricane Festival 2024 zu fotografieren.

Bury Tomorrow

Bury Tomorrow – die britische Metalcore-Band, die im Jahr 2006 in Southampton, England, gegründet wurde kam mit Lead-Sänger Dani Winter-Bates, Rhythmusgitarrist und Sänger Jason Cameron, Lead-Gitarrist Kristan Dawson, Bassist Davyd Winter-Bates und Schlagzeuger Adam Jackson auf die xxx Bühne. Schnell ging es in die Vollen, vor und auf der Bühne – überall entstanden kleine Pits. Immer wieder trieb Sänger Daniel Winter-Bates das Publikum an. „I want this whole fucking place spinning“ – „You think we are fucking done? We need your movement!“, sagte er, während er selbst wie wild auf der Bühne auf und ab lief, zusammen mit dem Rest der Band. Die neue Besetzung mit neuem Gitarristen konnte überzeugen und alle Songs, die seitdem entstanden waren, wurden zum Besten gegeben.

Marsimoto

Bevor Marsimoto zum Ende des Jahres von Marteria in den Ruhestand geschickt wurde, machte er beim Hurricane-Festival auf der Mountain Stage Halt und bot allen Hip-Hop-Fans ein alternatives Programm für diejenigen, die keine Lust auf die Ed Sheeran Performance hatten. Neben seinen Evergreens wie „Grüner Samt“, „Illegalize It“ und „Photoshop“ präsentierte er auch einige Songs aus seinem neuen Album „Keine Intelligenz“. So konnten während seiner gut 90-minütigen Show alle Marsi-Fans Abschied nehmen und das Festival noch einmal in ein Green-Hurricane verwandeln.

Ed Sheeran

Edward Christopher „Ed“ Sheeran avancierte in den vergangenen zehn Jahren zu dem gefeiertsten Folk-/Popsänger unserer Zeit. Dies ist auch der Anlass, weshalb er beim Hurricane 2024 als DER Headliner auftritt. Nicht nur weil er so erfolgreich ist, sondern eher weil er bodenständig und loyal geblieben ist. Genau vor zehn Jahren und an dieser Stelle am Eichenring, legten Ed Sheeran und Veranstalter FKP Scorpio mit dem Booking einen Grundstein für den Erfolg des Musikers. Damals wie heute ist der 33-jährige Singer/Songwriter vom Typ her gar nicht so sehr der klassische Superstar. Klischees oder Starallüren findet man bei ihm nicht, stattdessen ist es das smarte Auftreten, was ihm überall Punkte einbrachte. Seit Karrierebeginn und bis heute, stand er jeweils völlig allein mit Gitarre und Loop-Station auf der Bühne und baute dort seine abwechslungsreichen Popsongs zusammen.

Und dann steht er auch schon da, auf dieser großen Bühne, allein. Im Publikum gab es kein Halten mehr, hier wurde den gesamten Tag ausgeharrt, um Ed Sheeran aus möglichst nächster Nähe zu sehen. Gleich beim ersten Song wurde deutlich, dass es ihm mit Leichtigkeit gelang, ein solch großes Open Air in eine fast schon intime Club-Atmosphäre zu tauchen, bei der jeder einzelne Besucher das Gefühl hatte, Ed Sheeran sänge nur für ihn. Ganze zwei Stunden lang präsentierte der Musiker eine gut ausgewählte Setlist aus seiner umfangreichen Künstler-Diskografie – von „I See Fire“, „Photograph“, Castle on the Hill“, Galway Girl“, „Perfect“ und nicht zu vergessen der Megahit „Shape of You“ blieben keine Fanwünsche offen. Ein textsicherer Fanchor begleitete ihn dabei durchgehend. Kein Wunder, das Ed Sheeran zu einem der meist gestreamten Künstler unserer Zeit gehört und das mit 66 Millionen Hörern monatlich (Stand 2024)!

Aufgrund von Foto-Restriktionen war es uns leider nicht möglich, Ed Sheeran beim Hurricane Festival 2024 zu fotografieren.

Dominik Fiolka Dominik Fiolka Vechelde

Aus Berlin stammt Dominik. Mittlerweile in der Region 38 ansässig, jongliert er mit Zahlen und Worten gleichermaßen. So übernimmt er als einer der Köpfe hinter stagr regelmäßig die redaktionelle Berichterstattung.