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Sonntag beim Hurricane Festival 2024 – Unsere Highlights

Dominik FiolkaDominik Fiolka, 23.06.2024

Dominik Fiolka

Dominik Fiolka
23.06.2024

Am letzten Tag des Hurricane Festivals 2024 wurden die Besucher erneut mit sommerlichen Temperaturen verwöhnt. Nach dem kräftigen Regen am Freitag, der das Gelände für den Samstag in Matsch und Feuchtigkeit tauchte, konnte über Nacht bis Sonntag alles gut trocknen. Bevor die meisten Festivalbesucher sich zum Gelände aufmachten, wurden in aller Ruhe die letzten Würstchen gegrillt, entspannt und, wenn möglich, geduscht. Schließlich hatte sich in den vergangenen beiden Tagen viel Staub und Dreck angesammelt, den man gerne loswerden wollte, auch wenn die Frische nicht lange anhalten würde.

Die 75.000 Zuschauer erlebten einen weiteren Tag voller musikalischer Highlights. Verschiedene Bands standen auf der Bühne und boten beeindruckende Performances. Die beiden abschließenden Headliner Deichkind und Bring Me the Horizon beendeten das Hurricane Festival 2024 am Eichenring um Mitternacht mit einem unvergesslichen Auftritt und setzten damit einen würdigen Schlusspunkt unter ein großartiges Festival.

The Mysterines + Deine Cousine + Paula Carolina

The Mysterines eröffneten die River Stage, hatten aber leider deutlich zu wenig Publikum für die tolle Performance, die sie den Fans boten.

Am Sonntagmittag rockte Deine Cousine die Mountain Stage und bewies, dass sie auch bei Tageslicht eine Power-Performance abliefern kann. Bekannt für ihren energiegeladenen Mix aus Rock und Punk und gemeinsam mit ihren Musikern, brachte die Hamburgerin, die seit Jahren fester Bestandteil von Udo Lindenbergs Panikorchester ist, ihre Fans in Bewegung. Ihre frechen Texte und eingängigen Melodien sorgten für ausgelassene Stimmung und tanzende Fans. Dieses Konzert war ein echter Wachmacher und ein Highlight, das den letzten Festivaltag fulminant mit einläutete.

Weiter ging es mit Paula Carolina auf der River Stage, mit einem Sound, der an die Neue Deutsche Welle erinnerte. Mit einem spannenden Mix sorgte Paula dafür, dass sich die Bereiche vor der River Stage immer weiter füllten.

High Vis

High Vis setzten gleich zum Tagesstart ein beeindruckendes musikalisches Zeichen. Die britische Band, bekannt für ihren einzigartigen Mix aus Post-Punk und Hardcore, überzeugte mit einer energiegeladenen Performance. Mit kraftvollen Songs wie „Talk For Hours“ und „Walking Wires“ zeigten sie, warum sie als aufstrebende Kraft in der alternativen Musikszene gelten. Die Band, bestehend aus Graham Sayle (Gesang), Rob Moss (Gitarre), Martin Macnamara (Gitarre), Edward ‘Chubby’ Kellaghan (Bass) und Edward ‘Ski’ Harper (Schlagzeug), begeisterte das Publikum mit ihrer intensiven Bühnenpräsenz und tiefgründigen Lyrics. Die Band bestach mit seiner rohen Energie und musikalischen Präzision.

Adam Angst + Editors

Adam Angst brachte am Sonntagmittag das Publikum vor der Mountain Stage mit seinem unverkennbaren Mix aus Punk und Rock zum Zappeln. Bekannt für seine bissigen Texte und kraftvollen Riffs, lieferte der Sänger eine Show ab, die das Publikum richtig feierte. Mit Songs wie „Splitter von Granaten“ und „Ja, ja, ich weiß“ bewies er, warum er als eine der schärfsten Stimmen der deutschen Punk-Szene gilt. Seit seinem Debüt hat Adam Angst sich eine treue Fangemeinde erspielt und beeindruckende Erfolge gefeiert, darunter Chartplatzierungen und ausverkaufte Tourneen. Diese Show war ein echtes Schmankerl des Hurricanes, bei dem jeder Song wie eine Explosion wirkte und die Menge restlos begeisterte.

Die Editors verwandelten die Bühne des Hurricane Festivals in ein düsteres, aber elektrisierendes Sounderlebnis. Die britische Band, bestehend aus Tom Smith (Gesang, Gitarre), Russell Leetch (Bass), Ed Lay (Schlagzeug), Justin Lockey (Gitarre) und Elliott Williams (Keyboard), ist bekannt für ihren melancholischen Indie-Rock, der tief unter die Haut geht. Mit Hits wie „Munich“ und „Papillon“ ließen sie die Menge tanzen und träumen zugleich. Seit ihrem Debütalbum „The Back Room“ haben Editors beeindruckende Erfolge gefeiert, darunter mehrere Top-10-Platzierungen in den UK-Charts und eine treue Fangemeinde weltweit. Die düsteren, eindringlichen Klänge kombiniert mit Tom Smiths markanter Baritonstimme schufen eine Atmosphäre, die sowohl melancholisch als auch energetisch war. Besonders hervorzuheben war die perfekte Balance zwischen alten Klassikern und neuen Tracks, die nahtlos ineinander übergingen und die Vielseitigkeit der Band zeigten. Die Bühnenpräsenz der Bandmitglieder und ihre Fähigkeit, das Publikum zu fesseln, machten das Konzert zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Feine Sahne Fischfilet

Zuletzt in 2018 am Freitag waren die Jungs aus Mecklenburg Vorpommern nun sechs Jahre und zwei Alben später wieder am Eichenring um einen Mega-Abriss hinzulegen. Deutschlands Punkband Nummer 1 war guter Laune und bereit für vollen Körpereinsatz. Unüberhörbar dröhnte ihr Punksound über das Festivalgelände. Die Band engagiert sich gegen Rassismus, Homophobie und Sexismus und all das sind auch Themen ihrer Musik. Seit ihrem umstrittenen Auftritt im Münchner Z-Bau sind sie deutschlandweit bekannt geworden und wandern seit Jahren neben eigenen Headliner-Touren auch über den deutschen Festivaljahrmarkt. Ja, ihre Texte sind mehr als politisch angehaucht und auch in den Pausen zwischen den Songs fand Sänger Monchi direkte Worte, was er beispielsweise von Nazis hält. Beim Auftritt der Punker wurde auf der Bühne und davor eine gewaltige Party gefeiert, bei der niemand trocken blieb. Schweiß- und Biergeruch erfüllte die Luft und Bassist Kai surfte im Bananaboot über die Crowd. 

Grossstadtgeflüster

Die Berliner Trio, bestehend aus Jen Bender (Gesang), Raphael Schalz (Keyboards) und Chriz Falk (Drums), ist bekannt für ihren unverkennbaren Mix aus Elektro-Pop und bissigen, humorvollen Texten. Mit Hits wie „Fickt-Euch-Allee“ und „Ich muss gar nix“ bewiesen sie am Nachmittag auf der Mountain Stage, warum man sie zu den Kultbands der deutschen Elektroszene zählt. Ihre energiegeladene Performance und die freche Bühnenpräsenz von Jen Bender rissen das Publikum mit und sorgten für ausgelassene Stimmung. Grossstadtgeflüster bestachen mit Witz, Charme und ihrer musikalischen Vielfalt.

Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys

Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys verwandelten das Infield vor der River Stage in eine italienische Fiesta. Die Band kennt man für aufgrund ihres humorvollen Mix aus Italo-Schlager und Disco, mit dem die Kombo das Publikum samt ihrer eingängigen Melodien und charmanten Texte zum Tanzen und Mitsingen brachte. Roy Bianco, begleitet von den Abbrunzati Boys, bestehend aus Paolo, Bungo Jonas, Rico, Ray und Hank, bewies einmal mehr, warum sie Kultstatus genießen. Mit Hits wie „La Dolce Vita“ und „Ciao, Ciao Amore“ feierten sie bereits Erfolge und bauten sich eine treue Fangemeinde auf. Das war ein wirklich ausgelassenes Spektakel, das durch seine fröhliche Atmosphäre und den unnachahmlichen Stil der Band bestach.

Sum 41

Volle Power, volle Energie – und das ab der ersten Sekunde. Sum 41 brachten die Menge ruckzuck zum Kochen. Die kanadische Band, bestehend aus Frontmann Deryck Whibley (Gesang, Gitarre), Dave Baksh (Gitarre), Jason „Cone“ McCaslin (Bass) und Frank Zummo (Schlagzeug), ist bekannt für ihren mitreißenden Mix aus Punk-Rock und Pop-Punk. Mit Klassikern wie „Fat Lip“ und „In Too Deep“ sowie neueren Hits heizten sie dem Publikum so richtig ein. Seit ihrem Durchbruch im Jahr 2001 verlffentlichten Sum 41 zahlreiche Alben und feierten weltweite Erfolge, darunter mehrere Platin-Auszeichnungen. Ihre energiegeladene Performance bei diesem Auftritt und die ungebrochene Spielfreude der Band machten das Erlebnis zu einem Highlight des Festivals, das sowohl alte als auch neue Fans begeisterte.

$oho Bani

Mit energiegeladenen Beats und scharfen Texten begeisterte Rapper $oho Bani das Publikum vor der Mountain Stage. Seine Performance zeichnete sich durch starke Bühnenpräsenz und Interaktion mit den Fans aus, die von Anfang an mitgerissen wurden. Highlights seines Auftritts waren die Hits „Yo Habib“ und „Bergsteigen,“ die besonders gut ankamen. Passend zum anstehenden EM-Spiel der Nationalelf gegen die Schweiz performte er natürlich auch „Zeit, dass sich was dreht,“ was mit frenetischen Chorgesängen aus dem Publikum honoriert wurde.

Giant Rooks

Als die Coronapandemie begann, wollten die Giant Rooks eigentlich mit Milky Chance auf US-Tour gehen und danach in Europa ihre eigene Tour starten, doch die fünf Jungs mussten eine unfreiwillige Pause einlegen. Trotzdem nutzten die Giant Rooks die Zeit, um ihr Debütalbum „Rookery“ voranzutreiben. Nach zwei überragenden EPs und hunderten Konzerten war ihr erster Longplayer am Start – der zweite folgte in diesem Jahr. Von beiden Werken gab es natürlich einiges live zu hören. Vom ersten Takt an gaben die Rooks Vollgas und lieferten einen treibenden Sound, der sich über das gesamte Live-Set spannte. Tanzen und Mitsingen war nicht nur erlaubt, es war eindeutig erwünscht, wie Sänger Frederik „Fred“ Rabe betonte. Dieser entpuppte sich als Multitalent an verschiedenen Instrumenten (Gitarre, Klavier und Drums) und auch als absolutes Energiebündel. Die Giant Rooks zeichneten sich durch ihre innovative Mischung aus Indie-Pop, Alternative Rock und Independent aus. Die Band bestand aus den beiden Cousins Frederik Rabe (Gesang, Gitarre, Percussion) und Finn Schwieters (Gitarre) sowie Jonathan Wischniowski (Synthesizer, Piano), Luca Göttner (Bass) und Finn Thomas (Drums). Diese fünf rockigen Burschen zeigten, wie innovativer Indie-Pop zwischen Alternative Rock und Independent richtig geht. Obwohl die Giant Rooks auf dem ersten Höhepunkt ihrer Karriere durch Corona ausgebremst wurden, kamen sie noch präsenter zurück als zuvor – souverän, ehrgeizig und dabei mit viel Charme und Humor.

The Offspring

Gab es hier jemanden, der die Ur-Punkrocker aus den USA nicht kannte? Sicher nicht. 1984 gegründet kann man die vier Kalifornier also eher zum alten Eisen zählen. Nicht, weil sie selbst alt und grau geworden sind, sie haben sich seit mittlerweile seit 38 Jahren bewährt, das muss man als Punk-Band erstmal schaffen. Die Hurricane-Fans zollten der Band jedenfalls gebührenden Respekt, der Platz vor der Bühne war rappelvoll. Neben Songs des aktuellen Albums „Let the Bad Times Roll“ aus 2021 wurde sich natürlich quer durch die langjährige Diskografie gespielt, die Hits wie „Self Esteem“,„Pretty Fly“ oder „The Kids Aren’t Alright“ waren dabei legendär! Sänger und Frontmann Dexter Holland beeindruckte noch immer mit seiner Stimmgewalt. Auch wenn die Herren älter geworden sind, rockten und rissen sie das Publikum ohne Frage noch ordentlich mit.

Aufgrund von Foto-Restriktionen war es uns leider nicht möglich, The Offspring beim Hurricane Festival 2024 zu fotografieren. 

Deichkind

Es ist erst zwei Jahre her, dass Deichkind hier zuletzt auf dem Hurricane gespielt haben. Damals war es natürlich schon gut, das kann es dieses Mal ja auch nur werden. Als Headliner beim diesjährigen Hurricane Festival ging es für die deutsche Band am Sonntagabend zur Prime Time auf die River Stage. Und wer Deichkind kennt, weiß, dass hier eine energiegeladene Show abgefackelt wurde. „Die Show konnte jetzt beginnen und alle nur so: Yeah“. Deichkind sind weit bekannt für ihre Konzerte aus verrückten Choreographine und Kunst. Und auch wenn in der aktuellen Show eindeutig andere Highlights und Ideen als die letzten Male verarbeitet wurden, ein paar traditionelle Showeffekte gab es im Laufe des Abends dann aber auch. „Leider geil.“ Was keinesfalls fehlen durfte bei einer Deichkind-Show, war ein Intermezzo, bei dem sich Kryptik Joe und Porky fahnenschwenkend im großen Fass durch die Menge fahren ließen. Von wegen „Keine Party“ – riesen Party. An Kreativität fehlte es auf der Bühne auch nicht, so dass die Besucher zwischen Tanzen und Pogen regelmäßig in ein Dauerklatschen verfielen. Sich bewegende Ebenen und leuchtende Accessoires kamen natürlich auch bei dieser Deichkind-Show zum Einsatz. Wie viele Kostüme an diesem Abend getragen wurden, ließ sich jedenfalls nicht so einfach zählen. Fast die Hälfte der Songs aus dem Live-Set waren Chartkracher, mit denen Deichkind große Erfolge feierten. In denen wurde nach gewohnter Deichkind-Manier Kritik an der Gesellschaft mit viel Humor geübt und dazu bollerten fette Bässe so stark, dass man sie in der Magengegend spüren konnte. Das war eindeutig guter Stoff für Hirn und Tanzbein.

Bring Me the Horizon

Bring Me the Horizon ist eine britische Rockband, die im Jahr 2004 in Sheffield gegründet wurde. Ursprünglich als Deathcore-Band gestartet, entwickelten sie im Laufe ihrer Karriere einen vielseitigeren Sound, der Elemente aus Metalcore, Alternative Rock und elektronischer Musik vereint. Ihr Durchbruch kam 2010 mit dem Album „There Is a Hell, Believe Me I’ve Seen It. There Is a Heaven, Let’s Keep It a Secret“. Vor der Bühne war es am Sonntagnacht noch gerappelt voll – trotz des parallel startenden Abreiseverkehrs. Die Fans wartente auf Oli Sykes und Co. Und dann ging es direkt los. Während sich begeisterte Mädels gegenseitig zu neuen Kreisch-Höhen anstachelten, wurde die Mitte des Infields schnell von einem großen Moshpit dominiert, der sich während der gesamten Show fast durchgehend hielt – nur gelegentlich für einen Circle Pit öffnet oder auf Wunsch auch zu einer Wall Of Death umformierte. So gingen Band und Publikum in der Musik völlig auf, die in perfekter Mischung die gesamte Diskografie von Bring Me the Horizon umfasste. Video-Trailer sorgten neben wenigen, kurzen Ansagen von Frontmann Oli zwischen drin immer wieder für etwas Zeit um mal Luft holen zu können. m Großen und Ganzen gab es von Bring Me the Horizon natürlich den allseits geliebten Metalcore und bei den neueren Songs eben einfach mehr Experimentierfreudigkeit. Live funktionierten alle Songs sehr gut und stachelten die Zuschauer noch einmal vor dem Festivalende zu ausgelassener Stimmung an. Für uns sind BMTH immernoch die Könige der aktuellen, alternativen Musiklandschaft.

Dominik Fiolka Dominik Fiolka Vechelde

Aus Berlin stammt Dominik. Mittlerweile in der Region 38 ansässig, jongliert er mit Zahlen und Worten gleichermaßen. So übernimmt er als einer der Köpfe hinter stagr regelmäßig die redaktionelle Berichterstattung.